Haus und Freizeit

Haus und Freizeit Zu Hause und in der Freizeit, abseits von Strassenverkehr und sportlichen Aktivitäten, passieren besonders viele Unfälle. Um die hohe Zahl zu senken, braucht es einen Überblick über das Unfallgeschehen. Mit dem 2022 erschienenen Sicherheitsbarometer erweiterte die BFU diese Grundlage.

Sicherheitsbarometer beleuchtet Unfallgeschehen

Zu Hause und in der Freizeit passieren insgesamt mehr Unfälle als im Strassenverkehr und beim Sport zusammen – Tendenz steigend. Jedes Jahr verletzen sich in der Schweiz 570 000 Menschen bei Unfällen zu Hause und in der Freizeit, 2030 sterben.

Das verursacht nicht nur grosses Leid, sondern auch hohe Kosten – 4,8 Milliarden Franken jährlich. Dennoch sind die Risiken im eigenen Zuhause vielen Menschen wenig bewusst. In ihrem ersten Sicherheitsbarometer Haus und Freizeit hat die BFU das Unfallgeschehen der letzten zehn Jahre analysiert.

Ältere Erwachsene und kleine Kinder besonders gefährdet

Wichtige Erkenntnis: Das grösste Risiko tragen Menschen, die viel Zeit zu Hause verbringen – also Babys und Kleinkinder unter vier Jahren und ältere Erwachsene ab 64 Jahren. Und: Den Löwenanteil der Unfälle mit Schwerverletzten und Getöteten im Haus- und Freizeitbereich machen Stürze aus – 81 %. Besonders ältere Personen verletzen sich bei Stürzen potenziell schwer oder tödlich.

Die BFU entwickelt gezielt Massnahmen, um das Unfallrisiko im Bereich Haus und Freizeit zu senken. Als Kompetenzzentrum mit über 80 Jahren Erfahrung kombiniert sie dabei technische, edukative sowie kommunikative Massnahmen. 2022 sind zum Beispiel zwei Sicherheitsanalysen zu Treppen und Böden erschienen. Diese umfassen die Unfall-, Risiko- und Interventionsanalyse von Treppenstürzen und Stürzen in der Ebene auf verschiedenen Bodenbelägen.

Bauten sicherer gestalten

Ein weiterer Ansatzpunkt der BFU: Um öffentliche Bauten sicherer zu machen, verankert sie die Unfallprävention in der Ausbildung von Architektinnen, Bauinspektoren sowie weiteren Multiplikatoren. Die Spezialistinnen und Spezialisten der BFU haben dazu auch 2022 Kurse, Schulungen und Workshops durchgeführt. In Zukunft will die BFU weitere Institutionen gewinnen, welche die Module in der Aus- und Weiterbildung verwenden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt waren auch im vergangenen Jahr die Beratungen zur Projektierung, Realisierung und Bewirtschaftung von Bauten und Anlagen vor Ort mit Betreibern, Architekten oder Baubehörden.

Fachdokumentationen als Grundlage

Die Fachdokumentationen der BFU sind wichtige Grundlagen für Beratungen vor Ort. Sie fassen die wichtigsten Präventionsempfehlungen zusammen. 2022 wurden bestehende Beratungsgrundlagen aktualisiert oder ergänzt sowie neue Fachdokumentationen erarbeitet, etwa zum Thema «Bäderanlagen».

Bild eines Hallenbades.

2022 wurden bestehende Beratungsgrundlagen aktualisiert oder ergänzt sowie neue Fachdokumentationen erarbeitet, etwa zum Thema «Bäderanlagen».

Kampagne sorgt für sicheren Stand

90 000 Personen über 64 Jahre verletzen sich jedes Jahr bei einem Sturz – Tendenz steigend. Ein wirksames Gegenmittel ist das gezielte sturzpräventive Training. Deshalb motivieren die BFU, die Gesundheitsförderung Schweiz und Pro Senectute ältere Erwachsene dazu, dreimal pro Woche 30 Minuten Gleichgewicht und Beinkraft zu trainieren.

«sicher stehen – sicher gehen» im 7. Kampagnenjahr

Die gemeinsame Präventionskampagne «sicher stehen – sicher gehen» ging 2022 ins siebte Kampagnenjahr. Mit Erfolg: Auf der Plattform suchten über 100 000 neue Nutzerinnen und Nutzer nach Kursen und Informationen zur Sturzprävention.

Neue Erkenntnisse zu sturzpräventivem Training

Neue Ansätze wird die Kampagne in Zukunft auch aus der breit angelegten Implementationsstudie zu sturzpräventivem Training ziehen können, deren zweite Phase nun abgeschlossen ist. Die Studie zeigt, wie sich ältere Erwachsene noch besser zu regelmässigem Training motivieren lassen, sie identifiziert Barrieren für präventives Verhalten und gibt Anhaltspunkte, wie sich diese überwinden lassen.

Die zweite Phase beinhaltete eine Kontextanalyse der Sport- und Bewegungsangebote. Das Resultat: 22 % dieser Angebote sind bereits heute sturzpräventiv ausgerichtet; 63 % der Anbieter sind bereit, ihr Angebot entsprechend anzupassen. Die dritte Phase 2023 beinhaltet die Quintessenz der beiden vorhergehenden Phasen, um Präventionsmassnahmen abzuleiten.

Konzept zur multifaktoriellen Sturzprävention

Ergänzend dazu hat die BFU im vergangenen Jahr ein Konzept zur multifaktoriellen Sturzprävention erarbeitet. Es behandelt die Entwicklung und Verbreitung weiterer sturzrelevanter Verhaltensempfehlungen zu Themen wie Sehhilfen, Kognitionstraining, Substanzkonsum, Multimedikation und psychische Risikofaktoren. Die Themen werden nun weiter verfeinert und priorisiert.

Gleichzeitig ging die BFU das Thema Sturzprävention aus einer weiteren Perspektive an. Auf einer neuen Website bündelt sie die relevanten Inhalte und Materialien zur Sturzprävention für Fachpersonen aus der Schweizer Gesundheitsversorgung. Basierend auf dem früheren Partnerprojekt «StoppSturz» finden Expertinnen und Expertinnen auf bfu.ch/stoppsturz ab 2023 wertvolle Unterstützung für Ihre tägliche Arbeit.

Screenshot der Website bfu.ch/stoppsturz.

Auf bfu.ch/stoppsturz finden Expertinnen und Experten aus der Gesundheitsversorgung wertvolle Unterstützung für ihre tägliche Arbeit.

Sichere Produkte in Haus und Garten

Die BFU zeigt auf bfu.ch/produkte, worauf beim Kauf und Gebrauch von Produkten betreffend Sicherheit zu achten ist. Nachdem im Vorjahr Empfehlungen für sichere Kinderprodukte promotet wurden, stand 2022 das Thema Heimwerken und Hobbygärtnern im Fokus.

Produktesicherheit

Produkte dürfen in der Schweiz nur in Verkehr gebracht werden, wenn sie sicher sind. Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) kontrolliert die BFU als Marktüberwachungsbehörde, ob die Produkte den geltenden Vorschriften entsprechen.

Sensibilisieren und kontrollieren

Dazu hat sie die Inverkehrbringer 2022 kontinuierlich für das geltende Produktesicherheitsrecht und die daraus resultierenden Pflichten sensibilisiert. Zum Beispiel durch Schulungen von Herstellern und Importeuren und Vorträge bei Infoanlässen von Branchenverbänden.

Durch gezielte Produktkontrollen und zwei Stichprobenprogramme wurde die Sicherheit der Produkte überprüft und wo nötig eingefordert: 2022 standen Holzspaltmaschinen und Lawinenairbags im Fokus.

Die Marktüberwachung im Bereich nicht zulassungspflichtiger Fahrzeuge wie Velos und E-Bikes konzentrierte sich weiterhin auf das Bekanntmachen der geltenden Produktesicherheitsvorschriften. Mit gezielten Produktkontrollen und einem Stichprobenprogramm zu E-Bikes wurde die Sicherheit dieser Fahrzeuge überprüft und wo nötig eingefordert.

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