Fehlerverzeihende Strasseninfrastruktur
Um schwere Unfälle zu verhindern, ist die Strasseninfrastruktur zentral. Das Ziel: Die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sollen sich auf den Strassen intuitiv richtig verhalten, und Verhaltensfehler sollten keine schwerwiegenden Verletzungsfolgen nach sich ziehen. In diesem Zusammenhang schloss die BFU 2022 die mit EBP und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) realisierte Studie «Self Explaining and Forgiving Roads» ab.
Die Arbeit identifiziert und bewertet innovative Verkehrssicherheitsmassnahmen – und präsentiert sie in Form von prägnanten Factsheets. Die Ergebnisse haben eine hohe Relevanz, um den sogenannten «Safe System Approach» auf Schweizer Strassen realisieren zu können.
Kurvenmarkierungen und Veloanlagen
2022 wurde die BFU zu Pilotprojekten beigezogen, um spezielle Kurvenmarkierungen zu beurteilen, die Motorradfahrende zu einer optimalen Fahrlinie bewegen sollen. Um den besonderen Herausforderungen im städtischen Verkehr gerecht zu werden, erarbeitete die BFU zudem präventionsorientierte Infrastrukturlösungen für den urbanen Verkehr.
Das Projekt der Schweizerischen Vereinigung der Verkehrsingenieure und Verkehrsexperten (SVI) zu Veloanlagen wurde in einem Konsortium erfolgreich abgeschlossen. Diese Forschungsarbeit zeigt, wie die Infrastruktur gestaltet werden muss, um die Sicherheit auf dem Velo und E-Bike künftig weiter zu verbessern.
ISSI mit Verbesserungspotenzial
Auch das vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) finanzierte Projekt Velo-ISSI schloss die BFU zusammen mit Partnern im vergangenen Jahr ab. Dabei prüften die Expertinnen und Experten, ob die offiziellen Instrumente zur Sicherheitsbeurteilung der Strasseninfrastruktur (ISSI) die Sicherheitsbelange der Velo- und E-Bike-Fahrenden genügend berücksichtigen. Das Resultat: Die Instrumente müssen weiterentwickelt werden.
Auf Basis der ISSI erarbeitete die BFU im Auftrag von Strasseneigentümern verkehrstechnische Empfehlungen zur Sanierung von Unfall- und Gefahrenstellen. Auch die bewährten Anlässe zur Vermittlung von präventionsorientierten Informationen zuhanden von Tiefbauämtern und Signalisationsbehörden fanden statt.
Und: 65 Expertinnen und Experten wurden im vergangenen Jahr im Rahmen der ISSI-Weiterbildungskurse ausgebildet.
Herausforderungen durch assistiertes und automatisiertes Fahren
Die BFU beurteilt laufend Möglichkeiten, wie sich unfallpräventive Aspekte in die Regulierungs- und Normierungsaktivitäten von Fahrerassistenzsystemen (FAS) einbringen lassen. Hierzu wurde der Austausch mit relevanten Partnern wie GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft), KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit, Österreich) und ASTRA weitergeführt. Ein Beispiel: Die Mitwirkung der BFU bei der Erarbeitung der rechtlichen Grundlagen zum automatisierten Fahren durch das ASTRA.
Um die neuen Herausforderungen und Gefahrenbilder durch das assistierte und automatisierte Fahren zu erforschen und anzugehen, wurden Untersuchungen initiiert und durchgeführt. Die BFU gleiste 2022 ein wissenschaftliches Testverfahren zur Sondierung der Leistungsmöglichkeiten und -grenzen von automatisierten Fahrfunktionen auf, das 2023 in Kooperation mit deutschen und österreichischen Partnerorganisationen (GDV und KFV) realisiert wird.