Auch die Demografie verändert sich. Die Menschen leben länger, die Zahl der Personen im Rentenalter steigt an.
Cosandey: Es ist schön, steigt unsere Lebenserwartung. Seniorinnen und Senioren sind in der Werbung eine neue Zielgruppe geworden. Das gilt auch für die Prävention, die ihre Sprache anpassen muss, um die Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Im Gesundheitssektor steigt die Bedeutung der Prävention von chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Denn diese Krankheiten belasten die betroffenen Menschen ihr ganzes Leben lang.
Siegrist: Die demografische Veränderung beschäftigt uns schon lange. Sie kostet uns jedes Jahr hunderte Millionen Franken wegen Stürzen von älteren Personen. Auch nimmt nach einem Sturz die Lebensqualität ab, der Pflegebedarf zu. Deshalb hat die BFU die grossen Programme zur Sturzprävention entwickelt. Wir wollen Leute ab 50 motivieren, sich zu bewegen, Kraft und Beweglichkeit zu trainieren. Damit sinkt die Sturzgefahr beim Älterwerden. Hier wächst Unfallprävention mit der allgemeinen Gesundheitsprävention zusammen.
Cosandey: Viele betagte Menschen haben Sturzangst und gehen nicht mehr nach draussen. Sind Trottoirs im Winter geräumt, der Bus seniorengerecht ausgestattet, überlässt man älteren Menschen den Sitzplatz, dann leistet man auch einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt.
Siegrist: Das glaube ich auch. Wächst die Bereitschaft, sich an den Bedürfnissen der Schwächsten zu orientieren, bedeutet das auch mehr Sicherheit für alle.
Vorgestellt
Jérôme Cosandey, Directeur romand von Avenir Suisse. Er setzt sich zudem als Forschungsleiter Tragbare Sozialpolitik vorwiegend mit der Altersvorsorge, Gesundheitspolitik sowie mit dem Generationenvertrag auseinander. Nach seiner Promotion an der ETH war er mehrere Jahre als Strategieberater bei The Boston Consulting Group, danach bei der UBS tätig. Er hält einen Master der Universität Genf in internationaler Wirtschaftsgeschichte.
Stefan Siegrist, Direktor der BFU und Doktor der Psychologie. Der Solothurner prägt die Arbeit der BFU seit 30 Jahren in den drei Tätigkeitsgebieten Strassenverkehr, Sport sowie Haus und Freizeit. Unter seiner Leitung wurden mit den Präventionsgrundsätzen die Grundlagen für effiziente und zielgerichtete Unfallprävention weiter geschärft.