Sport und Bewegung

Sport und Bewegung Ob zum Spass, als Ausgleich oder mit Ambitionen: Sport bereichert den Alltag. Leider auch die Unfallstatistik. Die BFU tut etwas dagegen – und legt dabei den Fokus auf tödliche und schwere Unfälle.

Dass es beim Sport zu Verletzungen kommen kann, dessen sind sich die meisten bewusst. Nur wenige wissen jedoch, wie viele schwere Sportunfälle tatsächlich passieren und wie weitreichend deren Folgen sind. In der Schweiz gibt es jedes Jahr rund 53 000 schwere und mittelschwere Verletzungen durch Sportunfälle. Das sind fast viermal mehr als im Strassenverkehr. 

Schwere Verletzungen beim Sport sind schmerzhaft und reissen die Betroffenen aus ihrem Alltag. Spitalaufenthalte und Rehabilitationsphasen bedeuten, dass man auch zu Hause bei der Familie und bei der Arbeit fehlt. Die materiellen Kosten von Sportunfällen betragen jährlich knapp 3 Milliarden Franken.

Tödliche Sportunfälle

Die meisten tödlichen Sportunfälle in der Schweiz passieren beim Bergsport – im Durchschnitt 84 pro Jahr, gefolgt vom Schneesport mit 38 und Wassersport mit 31. Damit machen diese drei Sportarten den Grossteil der 185 Personen aus, die jährlich beim Sport ihr Leben verlieren. Das zeigte die Erhebung der BFU zu den tödlichen Sportunfällen. Das heisst aber nicht, dass in diesen Sportarten auch das Sterberisiko entsprechend hoch ist. Berg-, Schnee- und Wassersport sind sehr beliebt und werden folglich von sehr vielen Personen regelmässig ausgeübt. Handlungsbedarf besteht trotzdem.

Immer mehr Unfälle beim Bergwandern

Unberührte Landschaften, frische Luft und ein atemberaubender Ausblick – es ist nicht erstaunlich, dass Bergwandern in der Schweiz zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten gehört. Doch bei aller Leidenschaft: Der Bergsport ist auch mit Risiken verbunden. Gab es zu Beginn der 2000-Jahre jährlich rund 17 700 Unfälle beim Bergsport und Wandern, sind es heute im Schnitt rund 40 000. Eine Zunahme, die vor allem damit zusammenhängt, dass es immer mehr Menschen in die Berge zieht. Um das Unfallgeschehen besser zu verstehen und erfolgversprechende Präventionsmassnahmen zu entwickeln, führte die BFU im vergangenen Jahr eine Erhebung zu den Sicherheitsindikatoren und zum Verhalten im Bergsport durch. Die Resultate werden 2025 veröffentlicht.

Zwei Bergsteiger auf einer Tour.

Die Erhebung der BFU zu den Sicherheitsindikatoren und zum Verhalten im Bergsport dient dazu, das Unfallgeschehen besser zu verstehen und wirksame Präventionsmassnahmen zu entwickeln.

Überschätzung und schlechte Ausrüstung

Immer wieder überschätzen Schneesportlerinnen und Schneesportler ihre Fähigkeiten oder sind mit einer nicht gewarteten Ausrüstung auf den Pisten unterwegs. Das sind zwei Gründe, weshalb die Pistenrettungsdienste jedes Jahr 14 000 Personen nach Unfällen versorgen müssen. Der mit Abstand grösste Teil davon verletzte sich beim Skifahren (80 %), gefolgt vom Snowboarden (15 %). Dazu kommen Unfälle beim Schlitteln (4 %) und bei weiteren Schneesportarten (1 %). Dieses Verhältnis ist seit mehreren Jahren unverändert, wie die Verletztentransportstatistik der BFU zeigt. Seilbahnen Schweiz (SBS) erfasst für diese Statistik die Unfälle, die durch die lokalen Pistenrettungsdienste betreut werden. 2024 erschien die Statistik bereits zum zehnten Mal. Zudem konnte die Zusammenarbeit für Sicherheit auf Schneesportanlagen mit SBS und der Suva um vier weitere Jahre verlängert werden.

Ertrinkungsrisiko senken

Jedes Jahr ertrinken in Schweizer Seen und Flüssen über 20 Personen beim Baden und Schwimmen. In rund 22 % der Fälle waren die Schwimmerinnen und Schwimmer allein unterwegs. Wer ohne Begleitung schwimmt, hat ein erhöhtes Ertrinkungsrisiko. Die BFU empfiehlt deshalb, in offenen Gewässern nie allein zu schwimmen und immer eine Auftriebshilfe dabeizuhaben. Darauf machte sie im Sommer 2024 an einem Sensibilisierungsevent im Rahmen ihrer Kampagne «oben bleiben» mit Partnern und einem überraschenden Video mit Synchronschwimmerinnen im Tessin aufmerksam – das mediale Interesse war gross. 

Zehn Kantone an Bord

Der Wasser-Sicherheits-Check WSC steht für Selbstrettungskompetenz im Wasser. Der WSC-Ausweis bestätigt, dass sich Kinder nach einem Sturz ins Wasser selbst an den Rand oder ans Ufer retten können. In vielen Kantonen ist der Wasser-Sicherheits-Check bereits fixer Bestandteil des Schwimmunterrichts in der Schule. Und es werden immer mehr: 2024 kam mit Luzern der zehnte Kanton dazu. Im vergangenen Jahr haben rund 35 000 Kinder den WSC-Ausweis erhalten.

Unfallprävention im Sport etablieren

Die BFU bringt immer wieder die wichtigsten Player im Sport an einen Tisch. So ist die Zusammenarbeit mit Sportverbänden auch in der nationalen Sensibilisierungskampagne ein wichtiger Baustein. Beispielsweise mit dem Volleyball- und dem Unihockeyverband. Aber nicht nur: Die BFU setzt sich bei den Verbänden auch dafür ein, dass die Unfallprävention konzeptionell verankert und etabliert wird. Und hilft so gleich doppelt: Erstens werden Unfälle vermieden und zweitens erfüllen Verbände so ihren gesetzlichen Auftrag, mit dem auch die Sportfördergelder des Bundes verknüpft sind.

In der Schweiz verletzen sich jedes Jahr 110 000 Menschen bei Spielsportarten wie Fussball, Unihockey oder Basketball. Die BFU lud deshalb Expertinnen und Experten aus Verbänden, Vereinen und der Unfallprävention zum Forum Sport ein, um mit ihnen zu diskutierten, wie sich diese Unfälle verhindern lassen – ohne dass die Attraktivität des Sports darunter leidet. 

Return to Play? Nur ohne Schmerzen!

Fast jede zweite Verletzung in Spielsportarten ist auf eine Vorschädigung des betroffenen Körperteils zurückzuführen. Wer also angeschlagen spielt, riskiert, sich noch schwerer zu verletzen. Dank den Checklisten «Return to Play», die die BFU 2024 zusammen mit der Suva und dem Schweizerischen Fussballverband erarbeitete, können Trainerinnen und Trainer auch ohne medizinische Kenntnisse abschätzen, ob eine Spielerin oder ein Spieler nach einem Zusammenstoss beim Zweikampf oder nach einem Misstritt wieder zurück aufs Spielfeld kann. Damit könnten viele der Verletzungen im Spielsport vermieden und auch die damit verbundenen Kosten von derzeit 653 Millionen Franken pro Jahr gesenkt werden. Zwei Checklisten von «Return to Play» enthalten Übungen für Knie und Fussgelenke, deren Belastungsintensität von Übung zu Übung zunimmt. Eine weitere Checkliste für Gehirnerschütterungen folgt.

Darstellung der Return-to-Play-Checklisten.

Mit «Return to Play» können Trainerinnen und Trainer abschätzen, ob eine Spielerin oder ein Spieler nach einem Zusammenstoss oder nach einem Misstritt wieder zurück aufs Spielfeld kann.

Sichere Infrastruktur

Je sicherer die Sportinfrastruktur ist, desto weniger schwere Unfälle gibt es. Die 2024 publizierte Fachdokumentation «Sportanlagen» bildet dafür die Grundlage für Sporthallenbetreiber. Zudem wurde im vergangenen Jahr die Fachdokumentation zu Freizeitsportanlagen im urbanen Raum überarbeitet. 

Hirnverletzungen vermeiden

Gemeinsam mit Jugend und Sport hat die BFU bislang für 84 Sportarten Merkblätter zur Unfallprävention veröffentlicht. Im letzten Jahr wurden zwei Merkblätter zu den Kampsportarten Kickboxing Light (KBL) und Ju-Jitsu erarbeitet. Die BFU streicht hier – wie bei allen Kampfsportarten – die Wichtigkeit des Kopfschutzes für Kinder und Jugendliche heraus. Denn egal, ob ein Kind turnt, biked oder eben kämpft: das Hirn darf nicht geschädigt werden.

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