Strassenverkehr

Strassenverkehr Die ungünstige Entwicklung der Unfallzahlen auf Schweizer Strassen setzt sich fort. Um die Zahl der schweren Verkehrsunfälle zu senken, entwickelt die BFU Präventionsansätze, die auf verschiedenen Ebenen wirksam ineinandergreifen.

Die Erkenntnisse aus der Analyse des Unfallgeschehens sowie der wichtigsten Sicherheitsindikatoren bilden die Grundlage für die Erarbeitung und Umsetzung von nachhaltigen Präventionsmassnahmen. Mit dem «Sinus» beleuchtet die BFU jährlich das Sicherheitsniveau und das Unfallgeschehen im Schweizer Strassenverkehr. Die Analyse geht dabei über die blosse Darstellung der Unfallzahlen hinaus. Der «Sinus» identifiziert Unfallschwerpunkte, zeigt Entwicklungen auf und wertet Sicherheitsindikatoren für den Strassenverkehr aus. Die Ausgabe 2024 macht deutlich, dass der Unfalltrend weiter in die falsche Richtung zeigt: Seit zehn Jahren gab es in der Schweiz nicht mehr so viele schwere Strassenverkehrsunfälle wie 2023. 4096 Personen verletzten sich schwer. Die Zahl der Verkehrstoten stagniert mit 236 auf hohem Niveau. Besonders gefährdet sind Fussgängerinnen und Fussgänger. Zur deutlichsten Zunahme kam es bei den Motorradfahrenden. Neben dem menschlichen Leid verursachen die schweren Verkehrsunfälle auch volkswirtschaftliche Kosten von vier Milliarden Franken pro Jahr. 

Unfallzahlen nutzerfreundlich aufbereitet

Ihre Erkenntnisse hat die BFU 2024 erneut in den Publikationen Status, Sinus und Sicherheitsbarometer veröffentlicht. Dazu publizierte sie Erhebungen zu den Tragquoten von Helm, Gurt und Schutzbekleidung sowie zu Ablenkung. Gleichzeitig haben die Unfallforscherinnen und Unfallforscher der BFU im vergangenen Jahr eine Spezialerhebung zum Thema Geschwindigkeit aufgegleist. Um die grosse Zahl an Daten, Fakten und Entscheidungsgrundlagen attraktiver und nutzerfreundlicher zu präsentieren, wurde 2024 die Entwicklung des Online-Präventionsportals «Sinus plus» vorangetrieben. Das Portal geht 2025 an den Start. 

Besserer Schutz vor Hirnverletzungen

Insgesamt verletzen sich jedes Jahr durchschnittlich rund 1300 Velo- und E-Bike-Fahrende bei Verkehrsunfällen schwer; 38 verlieren ihr Leben. Besonders fatale Folgen haben Hirnverletzungen. Die BFU hat deshalb 2024 verschiedene Systeme in Velohelmen getestet. Resultat: Helme mit einem Rotationsdämpfungssystem (RDS) wie MIPS schützen besser vor Hirnverletzungen als solche ohne. Die BFU empfiehlt deshalb, beim Velofahren einen Helm mit RDS zu tragen und ihn vor dem Kauf anzuprobieren.

Kontrollen erhöhen die Verkehrssicherheit

Um Unfälle wirksam verhindern zu können, müssen Fahrzeuglenkende mit Kontrollen rechnen. Die Bevölkerungsbefragung 2024 der BFU zeigt jedoch, dass die meisten Verkehrsteilnehmenden das nicht tun. Um die präventive Wirkung von Kontrollen zu verstärken, ist es daher entscheidend, über geplante wie auch erfolgte Kontrollen breit zu kommunizieren. 

Polizist führt Atemalkoholtest durch.

Um Unfälle wirksam verhindern zu können, müssen Fahrzeuglenkende mit Kontrollen rechnen. Die Bevölkerungsbefragung der BFU zeigt jedoch, dass die meisten Verkehrsteilnehmenden das nicht tun.

Auf Schweizer Strassen sind fast 4 % aller Autolenkenden unter Einfluss von Alkohol unterwegs. 0,4 % fahren mit einem Pegel, der den gesetzlichen Grenzwert von 0,5 Promille überschreitet. Das ist das Resultat der ersten Erhebung der BFU in Zusammenarbeit mit 14 kantonalen Polizeikorps zum Autofahren unter Alkoholeinfluss, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.

Weniger Unfälle durch sichere Infrastruktur

2024 führte die BFU mit dem Städteverband und dem ASTRA erstmals die Konferenz «Städtischer Strassenraum» durch. Aus gutem Grund: Die Herausforderungen in der Verkehrssicherheit akzentuieren sich im urbanen Bereich. Hier treffen verschiedenste Mobilitätsformen auf engem Raum aufeinander, was die Unfallgefahr erhöht. Wie dies gemeistert werden kann, hat die BFU mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund und Städten diskutiert. Eine bewährte Lösung: ein sicherheitsorientiertes Geschwindigkeitsregime.


Die BFU nimmt im Auftrag von Strasseneigentümern verkehrstechnische Beurteilungen vor und empfiehlt infrastrukturelle Massnahmen zur Sanierung von Unfall- und Gefahrenstellen. Künftig will die BFU ihre Beratungstätigkeit schwerpunktorientierter ausrichten und deshalb proaktiv auf Kantone mit unfallträchtigen Strecken zugehen. Der 2024 durchgeführte Pilotversuch war erfolgversprechend.

Von der Vision zur Mission

Bei fast allen Unfällen im Strassenverkehr spielen menschliche Fehler eine Rolle. In modernen Autos sorgen Fahrerassistenzsysteme für mehr Sicherheit. Sie unterstützen die Lenkerinnen und Lenker, indem sie die Umgebung überwachen, vor Gefahren warnen und im Notfall eingreifen. 

Der technologische Fortschritt schreitet weiter voran. Mit der neuen Verordnung über das automatisierte Fahren wird ein Wendepunkt auf den Schweizer Strassen erreicht. In Zukunft wird die bedingte Automatisierung (Stufe 3) auf Autobahnen erlaubt sein, und das hochautomatisierte Fahren (Stufe 4) wird mit führerlosen Fahrzeugen in einem definierten Rahmen möglich sein. Die Entwicklungen im Bereich des automatisierten Fahrens sind für die Verkehrssicherheit hochrelevant. Denn damit ist die Frage verbunden, was die Fahrzeuglenkenden zukünftig überhaupt noch oder zusätzlich können müssen, welche Kompetenzanforderungen durch das (hoch-)automatisierte Fahren entstehen und wie sich diese in die Fahraus- und -weiterbildung integrieren lassen. Praxisrelevante Erkenntnisse liefert ein von der BFU geleitetes und 2024 abgeschlossenes Forschungsprojekt. 

Ergänzend setzte sich die BFU im Rahmen von Expertengremien dafür ein, dass die rechtlichen Grundlagen für die Nutzung von assistierten Fahrfunktionen der Sicherheit angemessen Rechnung tragen. 

Unfälle verhindern beginnt in der Fahrausbildung

Die Kurse der BFU in Fahrlehrerberufsschulen, Weiterbildungsinstitutionen sowie bei der Schweizer Armee stiessen auf positive Resonanz. Ein Fokus lag dabei auf der Vermittlung der sogenannten GDE-Matrix («Goals for Driver Education»). Die unteren Ebenen der Matrix beschreiben die Fahrzeugbedienung und das Verhalten im Verkehr, die oberen Ebenen persönliche Einstellungen und Motive für die Fahrt. Hier werden die Entscheidungen getroffen, die das Fahrverhalten prägen. Mit der Implementierung der «Risikodialoge» in die Fahrausbildung strebt die BFU einen Paradigmenwechsel in der Schweiz an – der Fokus sollte mehr auf den Einstellungen und Motiven liegen. Die Auseinandersetzung mit den persönlichen Risiken ist nicht nur beim Autofahren, sondern auch auf dem Motorrad eine wichtige Grundlage für eine sichere Fahrt. Deshalb hat die BFU 2024 das Handbuch «Risikodialoge» für Motorrad-Fahrlehrerinnen und -Fahrlehrer erarbeitet. Denn die Gründe fürs Motorradfahren unterscheiden sich deutlich von jenen fürs Autofahren.

Darstellung des Handbuchs Risikodialoge.

Mit dem Handbuch «Risikodialoge» werden neu auch Motorrad-Fahrlehrerinnen und -Fahrlehrer auf ihre Unfallrisiken sensibilisiert.

Zudem wurde das Angebot der freiwilligen Nachschulungen auf zurueck-ans-steuer.ch 2024 weiterentwickelt und schweizweit ausgebaut. 

Sehen und gesehen werden

Sichtbarkeit und Wahrnehmung: Im Strassenverkehr sind sie entscheidend für die Sicherheit. Doch viele sind sich dessen nicht bewusst. Das 2024 veröffentlichte Sensibilisierungsvideo der BFU «I see you» nimmt sich dieser Themen an und rückt sie ins Bewusstsein der Verkehrsteilnehmenden. Denn Autofahrende überschätzen einerseits ihre visuelle Leistungsfähigkeit und sind sich ihrer Wahrnehmungsgrenzen zu wenig bewusst. Andererseits überschätzen Velo- und E-Bike-Fahrende ihre Erkennbarkeit und machen sich nicht ausreichend sichtbar. 

Das mit finanzieller Unterstützung des Fonds für Verkehrssicherheit realisierte Video erläutert auf einfache Art und Weise, warum unsere Wahrnehmung begrenzt ist und was das im Strassenverkehr bedeutet; ausserdem gibt das Video praktische Tipps für die Sicherheit. 

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